DAS PROJEKT
Stetig steigende Abgabeanfragen von verhaltensauffälligen bis “gefährlichen” Hunden und die sich daraus verändernden Aufgaben wie Anforderungen waren ausschlaggebend für die Entwicklung dieses Projekts.
Die Anzahl von bissigen, verhaltensauffälligen, aggressiven Hunden, die in Tierheimen abgegeben werden, nimmt drastisch von Jahr zu Jahr zu. Teilweise erhalten wir, Tierheim Ulm/Neu-Ulm, mehrere Anrufe täglich., meist von verzweifelten Hundehaltern, die als letzten Ausweg für ihren Hund das Tierheim sehen, um ihn nicht einschläfern lassen zu müssen. Meist waren schon mehrere Hundetrainer vor Ort und hatten ihr „Glück“ versucht – vergeblich.
Erschwerend hinzu kommt, dass leider zu viele Tierheime diese Hunde “pauschal” ablehnen. Hat ein Hund gebissen, wird man aus unterschiedlichsten Gründen abgewiesen.
DIE “HUNDEWELT” IN TIERHEIMEN VERÄNDERT SICH RASANT
Was gestern Hunde waren, die überwiegend durch unerwarteten Schicksalsschlag des Menschen im Tierheim landeten, sind es heute überwiegend vom Mensch begünstigt, verhaltensauffällige Hunde. Das erforderliche fachliche Niveau hat sich im Hundebereich deutlich verändert. Der Inhalt “Hund”, der während der Tierpflegerausbildung vermittelt wird, reicht bei weitem nicht mehr für die tatsächlichen Bedürfnisse und Anforderungen aus.
BEISPIEL EINES ABGABEHUNDES – TERMIN DER EUTHANASIE WAR FÜR DEN ABGABETAG ANGESETZT
Ein Hundehalter meldet sich telefonisch und bittet dringend seinen Hund bei uns abgeben zu dürfen. Ich erinnerte mich an den Herrn, er hatte schon mal angerufen, ich empfahl ihm erst einmal einen kompetenten Trainer zu suchen und zu trainieren. Er wies direkt darauf hin, dass er mittlerweile bei einem Trainer war und dieser den Hund anscheinend als ein Hund mit Tötungsabsicht eingestuft hatte und er empfahl den Hund entweder direkt einschläfern zu lassen oder ihn im Tierheim abzugeben. Der Halter meinte direkt anschließend, wenn ich ihn nicht nehmen kann, um 16 Uhr habe er einen Termin beim Tierarzt, um den Hund zu euthanasieren.
Ich ließ den Herrn mit samt Hund ins Tierheim kommen, schaute mir den Hund an und dachte sofort, entweder hat mir der Halter ein Märchen erzählt oder der “Hundetrainer” hat nicht den hauch einer Idee gehabt, was für ein Hund er vor sich hatte. Ich musste einfach Fragen, ob dies nun der besagte Hund mit Tötungsabsicht sein soll, der Halter bestätigte nochmals.
Während des Abgabegesprächs legte mir der Hundehalter mehrere Fotos von Bissverletzungen vor, für die der Hund verantwortlich war. Ja, der Hund hat schon mehrfach gebissen. Ja, der Hund ging hier und da auch mal nach “vorne”. Aber NEIN, der Hund hatte und hat keine direkte Tötungsabsicht. Ich ging noch am selben Tag ins Außengehege zu dem Hund hinein, nahm zwar zur Absicherung ein Schutzschild mit, war mir allerdings schon sehr sicher, dass dieser Hund mich nicht direkt angreifen würde, seine Körpersprache, seine Laufwege, sein Bellen – alles auf Flight und nicht Fight. Mit dem Hund muss sicher gearbeitet werden, es ist jedoch kein Hund, der einfach mal so Menschen anfällt, um sie zu Töten! Die ganze Geschichte zu dem Hund spricht Bände und steht für so viele weitere Hunde in ganz Deutschland, die missverstanden abgelehnt und eingeschläfert werden. Dieser Hund, aus dem Ausland als Welpe im Urlaub mitgebracht, in keinster Weise erzogen worden, von seinen Haltern missverstanden, wäre heute nicht mehr am Leben.